Das Rad des Monats

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Hier stellen wir euch in regelmäßigen Abständen

Räder aus den „Sammlungen“ 
unserer Mitglieder vor. 

Januar 2025

Den Einstieg in unsere Kategorie "Rad des Monats" in das Jahr 2025 macht dieses Wanderer Damenfahrrad von 1938.

Ein bis auf den Rockschutz noch wunderschön erhaltenes Original Fahrrad mit Berko Fahrradbeleuchtung und Continental Bereifung fast wie neu. Das Fahrrad wurde auch, laut Vorbesitzer, von seiner Uroma nur an schönen Tagen in der Region Hannover gefahren. Der gute Erhaltungszustand ist jedoch, auf das tragische Ableben der Erstbesitzerin zurückzuführen. Diese ist im Jahr 1940 leider plötzlich verstorben und ihr Mann hat das Fahrrad bis zu seinem Ableben immer gehegt und gepflegt. Es wurde bis 2024 nie wieder bewegt. Die Lager des Rads sind allesamt im Bestzustand und wurden neu gefettet und eingestellt. Zudem wurde der Original Lack mit Renaissance Wachs komplett konserviert und für die Zukunft fit gemacht.

 

1940 hatte sich der Mann der Erstbesitzerin auch das passende Herrenfahrrad von Wanderer zugelegt. Dieses befindet sich gerade in der Restauration und wird für die diesjährige Velocipediade in Chemnitz schick gemacht. So kommt das Fahrrad nach 80 Jahren wieder zurück zu seinem Produktionsort.

Dezember 2024

Pünktlich zu Weihnachten möchten wir an dieser Stelle noch mal ein ganz besonderes Fahrrad präsentieren.

So haben ende der 40er Jahre die Express Werke aus Neumarkt die ersten Rennräder nach dem Krieg auf den Markt gebracht. Mit der Bezeichnung "Berufsfahrer-Modell" wollte man besonders auf die hohe Qualität und die Rennsporttauglichkeit hinweisen. 

Das hier gezeigte Rad ist aus dem Jahr 1957. Dies kann man auch daran erkennen, dass die Gabelenden verchromt statt lackiert sind. Serienmäßig wurde das Rad mit einer Simplex 3-Gang Kettenschaltung ausgeliefert, der anspruchsvolle Kunde konnte aber auf Wunsch auch bis zu 10 Gänge verlangen. In diesem Fall ist das Rad mit einer Simplex 2-Fach vorn und einer Huret 4-Gang Schaltung hinten ausgestattet. Für die Bremsen wurden meistens die Weinmann 730 verwendet. Besonders schön an diesem Rad sind auch die originalen Herstellermarken an den Bowdenzügen. 

Im professionellem Rennsport konnte sich Express allerdings nicht maßgeblich gegen die namenhaften Konkurrenten abheben und hat schließlich 1959 wegen schlechten Umsätzen die Produktion eingestellt. 

Als Markenzeichen wurde immer ein Windhund und der Spruch "läuft von selbst" verwendet.

Oktober 2024

Für diesen Monat stellen wir euch das Patria Allwetterrad von Björn genauer vor. Das Rad wurde um das Jahr 1933 herum gebaut laut Rahmennummer.

Die Geschichte dieses Fahrrads begann mit einer ziemlich braunen Geschichte, es wurde von Patria als das bevorzugte Rad für SS, SA und Arbeitsdienst angepriesen. Ursprünglich gehörte zur Ausstattung ein robuster Gepäckträger, eine große Werkzeugtasche sowie ein Transportsattel „Hollandmodell“. Über die Jahre gingen leider alle diese Sachen verloren oder verrotteten. Auch ist über die Vergangenheit des Rades bis ca. 1980 nichts bekannt, ob es wirklich von NS-Organisationen benutzt wurde ist also nicht mehr nachvollziehbar. Nachvollziehbar ist jedenfalls ein Schlenker nach Polen, hinten ist eine Forty Nabe aus Polen verbaut; von der originalen Komet-Freilaufnabe fehlt jede Spur. Nun aber zurück zu den 1980er Jahren, dort wurde das Rad noch von einem Studenten eine Zeit lang gefahren, bis es als Gartendeko im Vorgarten bei den Eltern landete. Aus dieser letzten Zeit im aktiven Studien-Transport zeugt der heraus gebrochene Bandfeststeller, der wohl festgerostet oder Ähnliches war.

Bis etwa 2020 verbrachte das Rad in besagtem Vorgarten, bis ich auf es Aufmerksam wurde. Nach mehreren zähen Verhandlungsversuchen konnte ich das Rad in meine Sammlung übernehmen. Für mich stand von Anfang an fest, das Rad muss zwingend wieder fahren. Nach einer langen Tortur (jedes Speichenloch war unterschiedlich stark angerostet und brauchte dementsprechend verschiedene Unterlegscheiben), habe ich das Rad neu eingespeicht, die Kette erneuert, Naben erneuert und das Tretlager erneuert. Allein der Steuerkopf ist bis heute ungeöffnet, die Vorbauschraube ist festgerostet und statt zahlreicher Lösungsversuche nicht bewegbar.

Wir als HistoVelo stehen vor allem für den Willen altes zu erhalten und wieder fahrbereit herzurichten, darum hat auch so ein Rad es verdient wieder fahren zu dürfen.

Auf die nächsten Jahre! 

November 2024 

Im Laternenschein deutet sich ein Wanderer Fahrrad an, das kann doch nur das Rad des Monats November sein🧐

Ein Wanderer H 40, das Standard Modell in der mittleren Ausführung „Continental“. Klemm -Muffen, der Rahmen schwarz mit blauen und silbernen Zierlinien, die Blankteile silbernfarbig, Tretlager und Vorderradnabe mit Filzringdichtung. Mit F&S Freilaufnabe, galt das Modell H 40 als besonders wetterfest,  da fast alle Blankteile dreifach schlag- und stossfest emailliert waren. Das Rad verfügt noch über die Original Wanderer Werkzeugtasche aus Leder, mit Repro Bakelit Griffen mit Wanderer Zeichen. Ebenfalls noch vorhanden ist der Gepäckträger,  der als Sonderausstattung bestellt werden konnte. Der Karbidlampenhalter mit zeittypischer Dosenlampe, die allerdings nachgerüstet wurde, runden das Erscheinungsbild ab. Die schönen Tolo Pedalen waren wahrscheinlich von Beginn an am Fahrrad und sind sehr gut erhalten. Wanderer Fahrräder gehörten in den 30ern zu den beliebtesten Fahrrad Marken, besonders wegen ihrer Langlebigkeit und Robustheit. Hergestellt wurde das Fahrrad in Chemnitz Schönau, das Werk wurde ab 1885 erbaut und steht heute noch als Industriebrache. Nach dem zweiten Weltkrieg wurden Wanderer Fahrräder noch in der Nähe von München weiter gebaut, allerdings nur einige Jahre.
„Wer Wanderer fährt, fährt immer gut“ war der Werbespruch in den 30ern,  den der jetzige Eigentümer Markus auch heute noch bestätigen kann, das Fahrrad fährt sich sehr gut und ist häufig im Einsatz.

September 2024

Für diesen Monat stellen wir euch ein Rad einer weitgehend  unbekannten Marke vor:

Dieses Selekta A. & W. Bohne stammt aus dem Jahre 1952. Es wurde - wie der Name bereits andeutet - von den Gebrüdern Bohne in der Großhandlung Bielefeld-Schildesche verkauft. Damit stellt es ein typisches Kaufhausrad der Nachkriegszeit dar.  Zuverlässig und erschwinglich für jedermann. Der Modellname und genaue Preis von damals sind bisher unbekannt.
Das Interessante ist jedoch die Firma Selekta GmbH an sich. Sie bestand keine 20 Jahre: Von 1938 bis 1954 baute sie Fahrräder und Nähmaschinen. Ab 1954 wurde sie von der Firma "Arsenal" aufgekauft. Die Räder wurden dann ebenfalls von A. & W. Bohne verkauft. 
Somit ist dieses Rad hier eins der letzten Selekta-Fabrikate. Der technische Zustand ist nicht mehr optimal - dafür  sind viele schöne Details wie zum Beispiel die Linierung erhalten geblieben.

Ausgerüstet mit der älteren Feuerhand-Beleuchtung (30er und 40er-Jahre) ist dieses Rad bis heute unterwegs. 
Vor dem Kauf stand es seit 1982 als Deko unter einer Kastanie im Garten. 
Es wird im fahrbereiten Zustand erhalten (Kette, Lager etc.), aber nicht restauriert.

August 2024

Für diesen Monat stellen wir euch das Damenfahrrad von den Superior Werken Hans Hartmann aus Eisenach vor. Baujahr des Fahrrad ist circa um 1905-1908.

Das Fahrrad ist, wie auf den Bildern zusehen, noch im Fundzustand. Es wurde weder geputzt und mit der Restauration begonnen. Gefunden wurde das Fahrrad in Frankreich und aus der Scheune gerettet. Darüber fand das Rad den Weg zum deutschen Fahrradmuseum in Bad Brückenau, wo es am 06.07 auf dem Teilemarkt zum Verkauf stand. Vielen Dank auf diesem Wege nochmal an @deutschesfahrradmuseum für das tolle Fahrrad. Das Fahrrad befindet sich nun im Besitz von @vintage_velociped

Das besondere an diesem Fahrrad ist der für das Alter noch fast originale Zustand. Einzig die Hinterradnabe wurde mal ausgewechselt. Diese ist jedoch auch über 100 Jahre alt und daher auch schon sehr lange am Fahrrad. Auch die Bereifung wurde einmal getauscht. Teilweise ist noch sehr gut die Linierung zu erkennen, sowie sind noch schöne Details wie der Luxus Tourensattel, die Rahmentasche und die Pedale erhalten. Die einzelnen Anbauteile lassen sich sehr gut in den alten Katalog von Superior wiederfinden.

Die zukünftige Restauration wird sich hauptsächlich um den Erhalt des Originalzustand drehen. Eine ordentliche und vorsichtige Reinigung sowie Stahlwolle und Politur werden hier ein wahres Wunder wirken. Dazu werden noch alle Lager revidiert und neue Reifen sowie ein Rockschutz ergänzt.

Sodass dieses Rad auch die nächsten 100 Jahre erhalten bleibt.

Juli 2024

Für diesen Monat stellen wir diesen Hercules "Prior" Halbrenner von 1924 im Detail vor.

Das Fahrrad gehört Jan Viktor und wurde Anfang Juli von ihm fertig überholt. Es stammt aus einer Scheune bei Künzelsau und wurde wahrscheinlich seit den 50er Jahren nicht mehr benutzt. 

Glücklicherweise war der Lagerort ausreichend trocken, wodurch der 100 Jahre alte Lack noch gut erhalten ist. Leider muss das Rad mal einen Unfall gehabt haben, denn erst nach dem Zerlegen und Reinigen des Rahmens ist ein Riss am Sattelrohr sichtbar geworden. Außerdem waren Lenker, Vorbau und Tretkurbel verbogen.

Nach Absprache mit einem Hercules Fachmann konnte auch die bis dahin offene Frage nach dem genauen Modell geklärt werden. Wie sich herausstellte wurde bei dem Rahmen mal eine professionelle Reparatur durchgeführt, bei der Gabel, Steuerrohr und Muffen getauscht wurden. Im Zuge dieser Reparatur ist auch der Schriftzug im 30er Jahre Stil und das neuere Steuerkopfschild hinzugekommen.

Zwei besonders schöne Details an dem Fahrrad sind der original Hercules Rückstrahler und die Hercules Radlaufglocke.

Ein besonderer Dank gilt auch der Fahrradmanufaktur Gbr. Höing in Hannover, die den Riss am Sattelrohr professionell repariert haben.

Das Ergebnis kann sich definitiv sehen lassen. Ein 100 Jahre altes Fahrrad mit interessanter Historie und dem Beweis, dass gute Qualität mit der entsprechenden Pflege ewig halten kann.

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